Otto Freundlich und Jeanne Kloss


Der Künstler und Kunsttheoretiker Otto Freundlich wurde 1878 in Stolp (damals Deutschland) geboren – heute: Slupsk (Polen). Er publizierte zahlreiche Artikel und zeigte seine eigenen Arbeiten in vielen Ausstellungen.

In Paris, wo er mit Pablo Picasso und Georges Braque befreundet war, lernte er 1930 auch die Künstlerin Jeanne Kloss (1892-1966) kennen, mit der er fortan zusammenlebte.

1936 beschrieb Otto Freundlich seine Vision von begehbaren „Skulpturen für die Menschlichkeit“ als „Leuchttürme des Friedens und der Künste“ in der Landschaft. Zur Konkretisierung dieser Idee fertige er von einem solchen Leuchtturm ein Kartonmodell.
Freundlichs Arbeit wurde von den Nazis als „entartet“ eingestuft. Auf der Titelseite des Katalogs zur berühmt-berüchtigten Ausstellung „Entartete Kunst“ in München (1937) war eine perspektivisch verzerrte Skulptur Otto Freundlichs abgebildet (Der Neue Mensch, 1912).

Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges flüchtete das Paar in die Pyrenäen. 1943 wurde Freundlich denunziert, verhaftet und nach Polen transportiert, wo er im deutschen KZ Sobibor ermordet wurde. Jeanne Freundlich-Kloss blieb bis zum Ende des Krieges im KZ Camp de Gurs (in den Pyrenäen) interniert.

1944 nahm Jeanne den Faden ihres Lebens wieder auf. Ihr haben wir es zu verdanken, dass die Idee einer europäischen Friedensstraße der Nachwelt überliefert wurde. Sie präzisierte diese Idee, jetzt war von zwei sich kreuzenden Wegstrecken die Rede. Auf die Kreuzung sollte der Turm gebaut werden. Zur Veranschaulichung ließ sie das Kartonmodell in Gips gießen. Doch zunächst geriet der Plan in Vergessenheit. Erst Ende der 1970er Jahre entdeckte der Bildhauer Leo Kornbrust die fast verlorene Spur Otto Freundlichs.